Guten Morgen zusammen!

Erst kürzlich hab ich ein Bild gesucht von meinem Mahindra. Das war 1993, als ich den damals neu kaufte – und das auch nur, weil eben in Vohenstrauß das dortige Offroad-Center diesen verkaufte! Es gab in ganz Deutschland sowieso nur sehr wenige Händler, noch weniger davon mit wirklich Ahnung vom Mahindra! Ich dachte, ich schreib mal ein paar Zeilen über die Erlebnisse mit einem Fahrzeug, das wohl zu den kompromisslosesten Offroadern gehört.

Die Firma Mahindra sagt wahrscheinlich heutzutage nur noch den wenigsten etwas. Und das, obwohl es die immer noch gibt! Gegründet wurde die Firma schon 1945, kurz darauf erfolgte die Umbenennung in Mahindra & Mahindra Ltd. Mit Sitz im indischen Mumbai. Seit 1949 er-folgte dort die Montage von Willys Jeeps für Militär und auch zivile Einsatzzwecke. Ab 1979 wurde ein Vertrag mit Peugeot geschlossen, die Mahindras erhielten Dieselmotoren des französischen Herstellers, die in Lizenz gebaut wurden. Anfang der 90er Jahre wurden die in Tei-len gelieferten Autos über Griechenland ins sächsische Werdau geliefert und dort für Deutschland zusammengebaut. Da sich doch nur wenige Käufer für diesen rustikalen Geländewagen interessierten, wurde der Vertrieb schon einige Jahre später wieder eingestellt.

Das Original des Mahindra CJ 340, der Willys Overland CJ 3 B:


Auch heute werden bei Mahindra & Mahindra Ltd. von über 20000 Mitarbeitern immer noch Autos gebaut, für Deutschland aber schon lange nicht mehr aufgrund der bestehenden Abgasvorschriften. Der Klassiker der 90er Jahre war der Mahindra CJ 340 mit ultrakurzem Radstand, dessen Maße übernommen wurden vom einstigen Willys Overland CJ 3 b, der von 1953 – 1968 vom Band lief. Ihm zur Seite gestellt wurde der CJ 540, dessen Radstand einfach verlängert wurde, um etwas mehr Platz hinter dem Lenkrad zu erhalten. Ausgestattet mit einem moderneren Cockpit und einer Fülle von großen Warnsymbolen in der Mitte fand der Mahindra CJ den Weg zu den Käufern, angetrieben von einem Peugeot-Lizenzbau-Diesel mit sagenhaften 64 Saugdiesel-PS.

Meine erste Probefahrt mit einem Mahindra CJ 340, höhergelegt und umgerüstet auf 35“ Räder mit geänderter Achsübersetzung war irgendwann 1993. Ein unvergleichliches Fahrgefühl, dieses LKW-Feeling mit dem flattrigen Planenverdeck, der sehr beengten Sitzposition und dem Geschwindigkeitsrausch mit der mehr als indirekten Lenkung – egal. Da erschienen alle anderen Autos langweilig, also hab ich einen neuen Mahindra bestellt, der dann ein Vierteljahr später auch geliefert wurde, für damals 25000 Mark, 31er Rädern und einem Höherlegungs-Fahrwerk von Trailmaster. Dazu noch ein Rammbügel, der diesen Namen auch noch verdiente!

Das war der CJ 340 vom Wolfgang, dem Chef des Offroad-Centers. Mädchen für alles: Kompromissloser Offroader, Schneeräumfahrzeug, Waldarbeiter-Wagen. Geschenkt wurde ihm wirklich nix! 35er Reifen, kräftige Höherlegung, allerlei Umbauten. Und als einer der ersten Mahindras in Deutschland tatsächlich noch ein Jeep!


Den blauen mit dem gelben Bikinitop kannte wohl damals jeder in der Szene!



Nach der Zulassung und Einweisung durch den Chef des Offroadcenters dann meine erste Fahrt nach Hause. Es fängt an zu regnen, das Verdeck ist alles andere als dicht und Wasser tropft mir ins Genick. Bergab immerhin 108 km/h Höchstgeschwindigkeit, erreicht im 4. Von 4 Gängen. Der erste übrigens nicht synchronisiert und deshalb nur mit viel Gefühl bei langsamer Rollfahrt einzulegen – oder halt im Stand. Kurze, knackige Schaltwege, Allrad zuschaltbar über den zweiten Hebel, die Untersetzung über einen dritten Hebel. So wie bei einem Magirus Merkur aus den 60er Jahren! Die Schneckenrollen-Lenkung überraschend leichtgängig, obwohl keine Servounterstützung vorhanden, das Fahren auf gerader Straße ist mit ständigen leichten Lenkkorrekturen verbunden. Durch den ultrakurzen Radstand des 340ers und dem harten Fahrwerk verbunden mit 4 Blattfedern ist Fahrkomfort schlicht und ergreifend nicht vorhanden. Da ich keinen Platz hinter dem Lenkrad gefunden habe mit meinen 1,84 m und man quasi schon fast über der Hinterachse sitzt, baut Wolfgang G. mir einen anderen Sitz ein, was etwas Besserung bringt. Überhaupt gibt es bei ihnen viele individuelle Lösungen, kein Problem scheint unlösbar! Nun schalte ich beim Kuppeln nur noch jedes zehnte Mal den Blinker ein! Unbezahlbar auch die Blicke der anderen Verkehrsteilnehmer an der Ampel, im Vorbeifahren in der Stadt oder auf Parkplätzen – von Daumen hoch bis mitleidigen Blicken war da alles dabei!!!

Mein "Hindi"....




Das Verdeck habe ich zu einem Sattler gebracht, der es erst einmal abgedichtet hat. Von oben. Was man nicht abdichten konnte, waren die Türen oben, und Wasser findet ja bekanntlich überall seinen Weg! Den billigen Teppich habe ich nach einiger Zeit entfernt, so konnte das Wasser auch wieder abfließen. Mehr Spaß macht der Mahindra natürlich bei schönem Wetter – die Türen sind mit einem Ruck ausgehängt, das Verdeck in ca. 5 Min. abgebaut. Dann fährt man offen wie in kaum einem anderen Cabrio! Und das macht schon Spaß und entschädigt dann auch für die Unannehmlichkeiten bei nassem oder kaltem Wetter! Da die Platzverhältnisse doch sehr beengt waren, war Fahren im Winter aufgrund mangelnder Heizung mit zwei Jacken gar nicht so leicht – man sagt das ja auch immer vom Defender – wer das in einem Mahindra erlebt hat, dem kommen Defender – Fahrer wie „mimimi“ vor!







Das Serien-Cockpit des Mahindra:


Wem das Plastik nicht gefiel, konnte sich das Cockpit umbauen lassen im Style eines CJ-Jeeps, sah halt besser aus:


Das Geld für eine Änderung der Achsübersetzung hab ich mir natürlich gespart. Mit der Folge, dass die ohnehin schon dürftige Leistung bedingt durch den größeren Abrollumfang der 31x10,5 R 15er Reifen noch dürftiger wurde. Egal. Der Weg war das Ziel. Und zumindest Abseits der Straße war der Mahindra schon genial – eine kurze Untersetzung, beste Winkel und genügend Bauch- und Bodenfreiheit und seine extrem kurze und übersichtliche Karosserie ließen die meisten anderen 4x4 blass aussehen! Getestet haben wir das auf vielen regionalen Treffen, unglaublich, was der Kleine alles geschafft hat! Dazu viele andere Mahindra-Fahrer kennengelernt, die Szene war klein und überschaubar. Einmal waren wir sogar damit in Österreich und haben uns den Achenpass hochgekämpft! Er hat es geschafft, mit Vollgas und ohrenbetäubendem Lärm! Ab 80 waren Motor, Verdeck, Planentüren und sonstige Geräusche so präsent, dass man auf lange Unterhaltungen eh freiwillig verzichtet hat.

Unterwegs im Jagdrevier meines Kollegen...


.... oder mal eben mit einem Kumpel angeln an die Naab....


Dann natürlich auch auf einige regionale Treffen in Kies- und Sandgruben, die Wolfgang damals veranstaltet hat. Das war eigentlich der Grundstein zum Offroaden, mit den beiden 4x4 zuvor hatte ich das noch gar nicht so auf dem Plan..... Ein paar Eindrücke aus dieser Zeit:
























Ein etwas weiteres Treffen waren die Pilsener Offroad-Tage in Dobrany bei Pilsen. Ganz am Anfang hatte ich noch den massiven Rammschutz, der aber leider die Blinker vollkommen verdeckte. Hab den dann ausgewechselt gegen eine etwas dezentere Version...








3 Jahre hab ich meinen Mahindra als einziges Auto gefahren. Das waren auf jeden Fall definitiv die härtesten Autofahrer-Jahre meines Lebens! Gegen diesen Indi-Jeep ist ein Defender, den ich dann später gefahren habe, wie eine Luxus-Karosse! Trotzdem war es ein Auto mit Charakter, vergisst man nicht trotz aller Nachteile! Die große Zeit der Mahindras war genauso schnell wieder vorbei, wie sie gekommen war. Nach drei Jahren hab ich meinen verkauft, keine Ahnung, was aus ihm geworden ist – wenn er noch läuft, hat er bestimmt schon die zweite Restauration hinter sich! Ob es überhaupt noch Teile gibt für dieses indische Ungetüm, keine Ahnung. By the Way: Die allerersten Mahindras in Deutschland hatten tatsächlich noch den Namen Jeep in den Papieren stehen – also quasi ein Mahindra-Jeep! Das ist auch nicht falsch, da es ja ein Lizenzbau des Originals ist. Es war eine tolle Zeit rund um das Offroad-Center, das damals wie ein kleiner (Allrad)Mittelpunkt der Welt war!

Das letzte Bild vor dem Verkauf mit Rückrüstung auf Serienräder - in jeder Hinsicht nostalgisch, weil es auch die Gleise im Bahnhof Vohenstrauß schon lange nicht mehr gibt!


Als die Mahindra-Zeit vorbei war, hat Wolfgang einen Vertrag mit Asia-Motors angenommen und zusätzlich zum ausklingenden Mahindra-Verkauf den "ROCSTA" ins Programm aufgenommen - ebenfalls einem Jeep-Nachbau aus Korea.


Bei Mahindra ist die Zeit auch nicht stehengeblieben, weitere Jeep-Nachbauten folgten!




Das war mal ein kleiner Rückblick in meine persönlichen Anfänge in der Allrad-Szene. Wer hätte gedacht, dass da noch viele 4x4 folgen und ich seit dem Mahindra nie mehr ein Nicht-4x4-Fahrzeug gekauft habe? Bereut hab ich davon 0,0.

Gruß, Jürgen

@ Stefan: Stimmt, Du warst ja auch Mahindra-Pilot! Waren schon besondere Kisten.....

@ Daniel: Ein Mahindra oder ein echter CJ 3 B? Erkennt man am leichtesten an den Kotflügeln - beim Mahindra sind sie nach vorne gekantet und abgeflacht, beim CJ 3 B enden sie gerade nach vorne. Das Original hat einen Benzin-Motor und der Mahindra einen Diesel....

@ Aly: Ja, in der Tat war das eine sehr schöne Zeit! Ging auch ohne Internet und FB, dass man sich getroffen hat, teilweise sogar aus ganz Deutschland!

Man merkt bei Mahindra schon die Nähe zum Jeep, Lizenzrechte halt. Sieht man ganz deutlich am "7-Slot-Grill"! Eine nur abgekupferte Variante, wie ihn z.b. die Chinesen und auch andere bauen, dürfte niemals die 7 Kühlerrippen haben! Dieser "7-Slot-Grill" zieht sich wie ein Band durch die mittlerweile 80jährige Jeep-Geschichte! Dieses Jahr war sogar Jubiläum - 80 Jahre Jeep!